Anbahnung
Wenn ein Kind vor der Vermittlung in eine Dauerpflegefamilie in einem Heim oder einer Bereitschaftspflege lebt, wird in der Regel eine Anbahnung erfolgen. Sie soll den potentiellen Pflegeeltern
und dem Kind ermöglichen, sich vor dem Umzug kennen zu lernen, sich behutsam kennen zu lernen um Entscheidungssicherheit zu bekommen. Eine erfolgreiche Anbahnung erspart dem Kind einen (weiteren)
abrupten Verlust von seinen derzeitigen Bezugspersonen und seinem momentanen Lebensmittelpunkt und ermöglicht ihm einen sanften Übergang in die neue Lebenssituation.
Was passiert in der Anbahnung?
Mögliche Pflegeeltern bekommen Einblick in die Geschichte (Akte) des Kindes. Das soll dazu dienen, dass die potenziellen Pflegeeltern einen ersten Eindruck vom Kind und auch den Umständen des
Pflegeverhältnisses bekommen. Das soll helfen ein Für und Wider abwägen zu können, ob dieses Kind in die eigene Familie passt.
Wenn dies der Fall ist, erfolgen die ersten Treffen. Die potentiellen Pflegeeltern lernen das Kind in seiner momentanen Umgebung kennen. Beide bekommen voneinander einen Eindruck und können
entscheiden, ob „es“ passen könnte.
Kontakte zu der Herkunftsfamilie finden meistens jetzt in dieser Phase statt, damit auch die unterschiedlichen Familien einen ersten Eindruck voneinander bekommen.
Sind sich alle Beteiligten darüber sicher, dass das Kind in die vorgesehene Familie soll, kommt es zu den ersten Besuchskontakten.
Bereits angewöhnte Rituale sollten von den zukünftigen Pflegeeltern übernommen werden, damit das Kind die Möglichkeit hat sich an bekannten Konstanten zu orientieren. Sie helfen dem Kind sich
besser einzugewöhnen. Gleichzeit verliert es auch nicht den Kontakt zu Bekanntem.
Wie lange dauert die Anbahnungsphase?
Es gibt keine klaren zeitlichen Vorgaben für die Dauer der Anbahnung. Sie kann wenige Tage dauern oder mehrere Monate und ist abhängig vom Alter des Kindes, der Dauer der Unterbringung in der
jetzigen Stelle, der Qualität der Bindungen, die es dort eingegangen ist und von seiner Bereitschaft, sich auf die neue Situation einzulassen.
Wer hat in der Anbahnungsphase das Sagen?
In der Anbahnungsphase sollten die derzeitigen Bezugspersonen, die künftigen Pflegeeltern und die beteiligten Fachkräfte vertrauensvoll und einfühlsam zusammen arbeiten.
Es ist wichtig, dass sich alle Beteiligten regelmäßig über den Verlauf der Anbahnungsphase austauschen. Wenn dies erfolgt, werden sie gemeinsam den richtigen Zeitpunkt für die Übersiedlung
erkennen.
Kann die Anbahnungsphase abgebrochen werden?
Die Anbahnungsphase soll nicht nur dem Kind zu einem möglichst sanften Übergang verhelfen, sie soll auch den künftigen Pflegeeltern die größtmögliche Gewissheit geben, dass sie dieses Kind
tatsächlich dauerhaft bei sich aufnehmen möchten.
Wenn Zweifel aufkommen in der Anbahnungsphase sollten diese mit der zuständigen Fachkraft besprochen werden. Oft entspringen sie eher einer „Angst vor der eigene Courage“ und lassen sich schnell
ausräumen. Manchmal haben sie aber auch tiefergehende Gründe (die Pflegefamilie befürchtet, mit der Aufnahme dieses Kindes überfordert zu sein, sie findet keinen Bezug zu dem Kind o.ä.). Dann
kann und sollte die Anbahnung abgebrochen werden. Weder Mitleid mit dem Kind noch die Angst, nie mehr ein Kind vorgeschlagen zu bekommen oder eine lange Wartezeit bis zu dem erfolgten
Kindervorschlag sollten dazu führen, eine Anbahnung gegen die eigene innere Überzeugung fortzuführen. Der Abbruch einer Anbahnung ist keine „persönliche Bankrotterklärung“ sondern vielmehr ein
Zeichen von großem Verantwortungsbewusstsein und wird von den Jugendämtern in der Regel auch so gesehen!
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